Look Back: Startup Lounge zu Property Technology

Veröffentlicht am 30.11.2015

Algorithmus vs. Persönlicher Makler

Im Telefónica Basecamp Berlin ging es am 24. November um ein Thema, das nicht nur viele Großstädter betrifft: Die oftmals leidige Suche nach einer neuen Wohnung. In Zeiten von Online-Suchmaschinen speziell für den Immobilienmarkt werden die meisten neuen Wohnungen im Netz gesucht und gefunden. Doch wie gestaltet sich die Digitalisierung des Immobilienmarktes genau?

Unter dem Titel „Property Technology – Trends, Herausforderung und Ausblicke“ wurde die  Frage nach der Online-Wohnungssuche an diesem Abend in der Startup Lounge diskutiert. Regelmäßig lädt der Bundesverband Deutsche Startups Interessierte und Sprecher zu wechselndem Themenfokus bei diesem Format ein. Diesmal folgten der Einladung nicht nur drei Property Technology-Startups, die ihre Geschäftsmodelle rund um den digitalen Wohnungsmarkt vorstellten, sondern auch rund 70 Gäste, die in einer anschließenden Panel-Runde die Digitalisierung der Immobilienbranche diskutierten.

Property Startups für mehr Wettbewerb

Florian Schwanhäusser, Gründer & CEO des kostenfreien Wohnungsportals Immodelfin, eröffnete die Runde. Ihm ist vor allem an einer Entmonopolisierung des Immobilienmarktes gelegen, sowie einer Entspannung der Preisstruktur. Warum Anzeigen bei Immobilienportalen so teuer sind? Für Schwanhäusser ein Rätsel: „Die Preise wurden aus der analogen Welt, der Kultur der Printanzeigen übernommen“, erklärte er. Das sei falsch, vielmehr solle doch überlegt werden, was ein Portal für die Inserenten leisten könne statt schlicht abzukassieren. Sein Angebot sehe er nicht als Online-Pendant oder gar Konkurrenz zum traditionellen Makler sondern als offene Plattform. Schwanhäusser, der seit 2014 mit immodelfin erfolgreich bei der Vermittlung von Wohnungen aktiv ist, sieht den Mehrwert im kostenlosen Austausch zwischen Vermietern und Wohnungssuchenden. Einige Aspekte der Wohnungssuche seien aber nach wie vor nicht digitalisierbar – so könne zum Beispiel der persönliche Eindruck einer Wohnung bei einer Besichtigung vom Interessenten nicht im Netz abgebildet und ersetzt werden. Das sei, so der Vergleich des immodelfin-CEOs, wie bei einer Dating-Plattform, denn letztendlich sei das Date im realen Leben die Offenbarung.

Wohnungssuche nach Matching-Prinzip

Ein Vergleich, der Marcin Zielinski, Co-Gründer von nesthub aus Berlin, gefällt: nesthub geht, ähnlich wie Portale die Partnerschaften vermitteln, nach dem Prinzip des Matchings vor.„Wohnungssuchende geben ihre Wünsche und Suchkriterien an, ihren Wunschbezirk, einfach alles, was ihnen wichtig ist“, erklärt Zielinski. „Gibt es ein Matching mit einer freien Wohnung, bekommt der Anbieter direkt eine Selbstauskunft des Mieters – aber nur mit den nötigen Informationen, seine Daten sind bei uns sicher!“ Der Bewerber kann danach bequem einen Besichtigungstermin auswählen. Stimmt dann bei der Besichtigung vor Ort für ihn alles, ist der Deal perfekt. nesthub verdient am Vertragsabschluss: Eine Monatskaltmiete ist der Preis für den der Vermieter viele Annehmlichkeiten gewinnt, denn „wir nehmen den Hausbesitzern jede Menge Arbeit ab – bis hin zur Vertragsunterzeichnung – und liefern genau die Bewerber, die zu den Immobilien passen,“ kommentiert Zielinski den Ansatz, die ganze Abwicklung über nesthub zu digitalisieren sowie eine einfache und schnelle Lösung für alle Beteiligten zu liefern. Mit diesem Konzept konnte nesthub seit dem Launch im Sommer diesen Jahres beim Axel Springer Accelerator Plug and Play überzeugen.

Mit dem Smartphone bis zur Wohnungstür

Für Daniel Frese, Head of Business Development beim Vermietungsportal lifelife und Gründer der WG-Suchmaschine Dreamflat, geht „Property Technology“ aber noch weit darüber hinaus. Seine Mission: Von überall auf der Welt und von allen digitalen Endgeräten aus die Wohnungssuche so komfortabel wie möglich gestalten. Das aus Finnland tätige Startup lifelife zeige, so Frese, was auf dem deutschen Immobilienmarkt noch optimiert werden könne. Dabei gehe es vor allem um Flexibilität und darum, die Scheu vor neuen Wegen abzulegen. Ziel ist es, dass ein Interessent, der zum Beispiel nach Berlin kommt, seine Wohnung unterwegs findet, mit dem Smartphone die Tür öffnet und seine Koffer direkt in den eigenen vier Wänden abstellen kann.

Noch viel Erklärbedarf

Im anschließenden Panel, moderiert von Christan Burholt, Rechtsanwalt bei Baker & McKenzie, wurden weitere Trends und Herausforderungen der Prop-Tech-Startups diskutiert. Grundsätzliche Herausforderungen sahen alle drei Podiumsgäste vor allem in der Internetaffinität der Hausverwaltungen begründet. Hier brauche es noch eine Generation mehr, bis Digital Natives die Ansprechpartner seien, die das Potential des Online-Marktes zukunftsweisend einschätzen und nutzen. So wird es zunächst für alle Startups, die sich rund um Proper Technology gründen, die Aufgabe sein, alle Schnittstellen und Daten erfolgreich zu verbinden sowie nutzbar zu machen. Gleichzeitig gilt es den Usern und Wohnungssuchenden die Vielfalt des digitalen Immobilienmarktes näher zu bringen und die neuen Modelle und Angebote bekannter zu machen.

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